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Modul 2.1: Inhalt und Zusammenhang der Kurse

Das Wahlmodul vermittelt einen Überblick über politikwissenschaftliche Perspektiven der Analyse von Wirtschaftsstrukturen und -prozessen auf nationaler, regionaler, sektoraler und internationaler Ebene. Die einzelnen Kurse führen in unterschiedliche Diskurse und Theoriekontexte ein, die zur Untersuchung des Wechselverhältnisses von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft relevant sind. Gemein ist jedoch allen Perspektiven die Frage, wie institutionelle Kontexte für private Wirtschaftsaktivitäten gestaltet sind, welche Handlungsspielräume die Politik besitzt, auf diese Kontexte Einfluss zu nehmen und welche Wechselwirkungen zwischen Prozessen ökonomischer Eigendynamik und Formen politischer Steuerung bestehen.

Der Kurs 33917 „Varianten des Kapitalismus“ führt in eine der aktuell wichtigsten Debatten in der vergleichenden politischen Ökonomie ein. Der Varieties of Capitalism-Ansatz (VoC) von Hall und Soskice (2001) stellt die Frage in den Mittelpunkt, welche Koordinierungsprobleme mit anderen Akteuren Unternehmen lösen müssen, um erfolgreich produzieren zu können. Die beiden Autoren haben anhand von spezifischen Kombinationen zwischen marktförmigen, netzwerkartigen und hierarchischen Koordinierungsformen zwei idealtypische Kapitalismus-Formen herausgearbeitet – die liberale und die koordinierte Marktwirtschaft. Der Kurs erläutert die institutionelle Ausstattung dieser beiden Grundtypen anhand der von Hall und Soskice ausgeführten fünf Koordinationsprobleme der Unternehmen, die als Unterscheidungskriterien zwischen den beiden Typen dienen: Unternehmensführung, Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Ausbildungssysteme, Unternehmensfinanzierung und Firmenbeziehungen. Der Kurs ergänzt die Kriterien um ein weiteres, den Wohlfahrtsstaat. Neben dem Zusammenhang zwischen Kapitalismus- und Wohlfahrtsstaattyp gibt es noch weitere Ähnlichkeiten innerhalb der Ländergruppen, wie die Verbreitung von Verhältnis- bzw. Mehrheitswahlrecht, dem Rechtssystem oder der Staatstätigkeit. Hier zeigt sich, dass sich Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede in der Art und Weise, wie die Wirtschaft koordiniert wird, auch in weiteren gesellschaftlichen Bereichen finden, so dass es gerechtfertigt erscheint, die Länder zu Typen zusammenzufassen. Neben den Länder, die den Idealtypen weitgehend entsprechen – USA und Großbritannien auf der einen, Deutschland und Österreich auf der anderen Seite – diskutiert der Kurs des Weiteren wichtige Nationalstaaten, die sich eher auf einem Kontinuum zwischen den beiden Polen verorten lassen, ebenso wie Länder, die sich in einem institutionellen Wandlungsprozess befinden, wie China, Osteuropa oder die Länder Lateinamerikas. Bei Letzteren zeigen sich die Grenzen des VoC-Ansatzes, der von Pfadabhängigkeit in der Entwicklung von Institutionen ausgeht und ein Problem mit der Erklärung von Wandel hat. Viel diskutiert wurde die Frage, welche der beiden Systeme wirtschaftlich leistungsfähiger sei. Während vielfach davon ausgegangen wird, dass unter dem Druck der Globalisierung die national unterschiedlichen Kapitalismen in Richtung zu einem „one best model“ – dem Liberalismus – konvergieren würden, stellen Hall und Soskice die These auf, dass beide Grundtypen gute wirtschaftliche Leistungen erbringen – jedoch jeweils unterschiedliche Stärken und Schwächen aufweisen. Liberale Marktwirtschaften hätten Vorteile in radikalen Innovationen, während koordinierte Marktwirtschaften bessere Voraussetzungen für inkrementelle Innovationen böten. Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg sei aber das Vorhandensein eines hohen Grades an institutioneller Komplementarität.

Der Reader 33912 Staatstätigkeit in der Globalisierung befasst sich mit der hochaktuellen Frage, ob und wie sich die Globalisierung auf die etablierten Muster der Staatstätigkeit auswirkt. Anpassungsdruck entsteht mit Blick auf die Strukturen, die Interaktionsformen und Prozesse und die Inhalte (national-) staatlichen Handelns. Erstens bleibt die Öffnung vormals nationaler Regelungskontexte nicht ohne Auswirkungen auf die strukturellen Handlungsgrund­lagen (Institutionen, finanzielle Ressourcen) des Staates. Zweitens ver­ändern sich die Handlungsmuster und Prozesse staatlicher Tätigkeit. Externe, nicht-natio­nale Akteure werden als Kooperationspartner bedeutender, aber auch veränderte Hand­lungsstrategien der nicht-staatlichen Akteure im nationalen Kontext, die ihrerseits auf Internationalisierungs- oder Transnationalisierungsprozesse reagieren, machen eine An­passung notwendig. Dabei werden in der Globalisierung die Spielräume, sich der staat­lichen Einflussnahme zu entziehen, für nicht-staatliche Akteure insgesamt größer. Hierar­chische Regelungsmechanismen greifen daher zunehmend ins Leere; sie werden z.T. ersetzt durch andere Governance-Formen wie Kooperation oder das Setzen von staat­lichen Rahmenregelungen für eine freiwillige Regulierung („Schatten der Hierarchie“). Drittens ergeben sich veränderte inhaltliche Anforderungen an die Staatstätigkeit. Neben neuen grenzüberschreitenden Problemen, die nur kooperativ und grenzübergreifend bear­beitet werden können, steht der Staat auch im Innern vor neuen Herausforderungen. Viele Aufgaben, die bis vor nicht allzu langer Zeit noch als ‚natürliche Monopole‘ des Staates betrachtet worden sind, werden heute – in einem Umfeld europäischer und internationaler Deregulierungs- und Marktöffnungsbestrebungen – privat erbracht. Zugleich ist wohl­fahrtsstaatlichem Handeln angesichts der internationalen Öffnung von Märk­ten, einer internationalen Standortkonkurrenz und des Risikos einer mitunter rasanten Verbreitung von Krisen, z.B. auf den internationalisierten Finanzmärkten, die Möglich­keit zur weiteren Expansion des Sozialstaates nicht nur verstellt, die aufge­zählten Einflüsse wirken in einem Umfeld der „Austerität“ als zusätzliche Druckfaktoren in Richtung eines Umbaus und vielfach Abbaus des Sozialstaates. Ist Globalisierung in der Politikwissenschaft als eine Rahmenbedingung anerkannt, unter der sich (national-) staatliches Tätigwerden verändert, so ist allerdings umstritten ob dies zwingend einen Abbau staatlicher Regulierung, also ‚weniger Staat‘, impliziert.

Der Kurs 33910 „Politische Ökonomie des Wohlfahrtsstaates“ erweitert wiederum den Blick auf die Institutionen, in die wirtschaftliche Aktivitäten eingebettet sind. Mit der Institution des Wohlfahrtsstaates ist eine staatliche Verpflichtung zur sozialen Sicherung und Förderung aller Bürger impliziert, die über private Vorsorge und gemeinschaftliche Fürsorge hinausgeht. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, zieht der Wohlfahrtsstaat Ressourcen an sich, die er wiederum in Form von monetären Transfers, sozialen Diensten und Infrastruktur zur Verfügung stellt. Nicht zufällig ist es gerade das Wechselverhältnis von Wirtschaft und Wohlfahrtsstaat, welches im Mittelpunkt gegenwärtiger Kontroversen um die möglichen Grenzen wohlfahrtsstaatlicher Leistungsfähigkeit steht. Schwächt der Wohlfahrtsstaat die Anreize für Leistung und Investitionen, weil die finanziellen Ressourcen als Steuern und Beiträge aus dem Wirtschaftssystem entnommen werden müssen, oder kompensiert er die negativen Folgen von Wirtschaftstätigkeit, indem er in Krisenzeiten Einkommen und Nachfrage stabilisiert? Der Kurs führt in unterschiedliche Theorieansätze der Wohlfahrtsstaatsforschung ein, gibt einen Überblick über wohlfahrtsstaatliche Strukturen und Institutionen im Ländervergleich und behandelt die materiellen Aspekte und Folgen der Sozialpolitik in verschiedenen Politik- und Regelungsfeldern. Unter dem Aspekt der Steuerung und Koordination (Governance) werden neuere sozialpolitische Steuerungskonzepte vorgestellt (aktivierender Staat, kooperativer Staat, welfare to work). Abschließend werden zentrale Problemfelder wohlfahrtsstaatlicher Tätigkeit diskutiert, die sich an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft ergeben.

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  • Aktuelles zum Modul 2.1:
    • Zur Zeit keine Meldungen.
  • Kommunikation:
    • moodle Lernumgebung
  • Umfang des Moduls:
    • 450 Arbeitsstunden, davon 240 Std. Kurse (= 8 SWS)
    • 15 ECTS-Punkte
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