Ulrike Schultz: die Frauen-Rechtlerin

Biographisches

  • 1947 geboren in Hagen
  • 1976–2014 an der FernUniversität: Wissenschaftliche Assistentin (Akademische Oberrätin), Leiterin Arbeitsbereich Didaktik der Rechtswissenschaft im Zentrum für Fernstudien­entwicklung an der FernUniversität, wissenschaftl. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Verfassungs- und Verwaltungsrecht
  • Lehrprojekte: u.a. Frauen im Recht, Einführung in den Anwaltsberuf, Virtual International Gender Studies, seit 2008 Gendermodul für den Master of Laws
  • Forschungsprojekte: u.a. Frauen in Führungspositionen der Justiz, Professorinnen in der Rechtswissenschaft (JurPro), Women in the World´s Legal Professions, Gender and Judging, Gender and Careers in the Legal Academy
  • seit 1985 Mitglied der Frauengruppen, Gleichstellungs­arbeit u.a. als Vorsitzende der Gleichstellungs­kommission und komm. Gleichstellungs­beauftragte, Organisation der Reihen „Frauen im Recht“ und „Frauen im Gespräch“
  • seit 1994 u.a. Koordinatorin und Head internationaler rechtssoziologischer Forschungsgruppen

Auf Eigeninitiative hatte die Hagenerin und frisch examinierte Juristin Ulrike Schultz 1976 eine Stelle als wissenschaftliche Assistentin in der Rechtswissenschaftlichen Fakultät an der FernUniversität bekommen. Sie war eine von ganz wenigen Frauen überhaupt im wissenschaftlichen Mittelbau, und im Recht „herrschte ein männlich geprägtes Bild“. Eigentlich wollte sie Anwältin werden und nur kurze Zeit an der FernUniversität arbeiten. Als ihre zweite Tochter geboren wurde, blieb sie.

„FernUni im Dritten“

Anfang der 1980er Jahre schwappte die Frauenbewegung stärker in die FernUni und Ulrike Schultz gründete die informelle Frauengruppe mit. 1978 wechselte sie ans Zentrum für Fernstudienentwicklung. Dort war sie u.a. eine Hauptakteurin der Sendereihe „FernUni im Dritten“, entwickelte und betreute 30 Jahre eigenverantwortlich Weiterbildungsprogramme wie „Frauen im Recht“, „Einführung in den Anwaltsberuf“ und Virtual International Gender Studies in verschiedenen Medienformaten.

Hier floss für Schultz alles zusammen: ihre didaktische Kompetenz, rechtssoziologisches Interesse, Frauenforschung und -förderung. Außerdem organisierte sie sehr viele Frauenveranstaltungen und Weiterbildung für Frauen und war viele Jahre Vorsitzende der Gleichstellungskommission. Sie hat immer versucht, die Arbeit von Frauen auch medial sichtbar zu machen. „In meinem Bereich habe ich – und da fast noch mehr als in der Gleichstellungsarbeit – sehr viele Frauen gefördert. Ich habe immer darauf geachtet, Frauen einzustellen, in den Projekten Stellen für sie zu schaffen und mich bemüht, ihnen danach den Weg in Dauerstellen zu ebnen.“

Durch die Spezialisierungen hatte sie es ihres Erachtens nicht immer leicht. Allerdings maß sie ihren Themen eine wichtige Bedeutung bei und bearbeitete sie mit großer Begeisterung – daher: „Ich hab' die Möglichkeiten, die sich boten, genutzt. Durch ,Frauen im Recht bzw. Geschlechterfragen im Recht‘ war ich eine der Pionierinnen, die die Rechtsentwicklung vor allem in Gleichstellungsfragen vorangetrieben hat. Ich denke, da habe ich wirklich etwas wie auch immer Bleibendes hinterlassen.“

Rückkehr in die Fakultät

Nach dem Umbau des ZFE und der Zusammenlegung mit dem Zentrum für Medien und Information (ZMI) kehrte sie im Jahr 2008 zurück in die Fakultät – wiederum auf Eigeninitiative. „Du musst dein Schicksal in die Hand nehmen“, sagte sie sich. Am Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Verfassungs- und Verwaltungsrecht sowie Völkerrecht baute sie aus ihren erarbeiteten Materialien das Gender-Modul im Master of Laws auf.

„Dass ich mich mit Frauen im Recht beschäftigt habe, hat meiner Karriere geschadet“, sagt sie heute. „Gerade in den 1980er und 1990er Jahren galt ich damit als ,Trägerin von gefährlichem Wissen‘. Als eine, die den Männern an ihre wohlinstallierten Rechte und damit schaden wollte.“

 

Über das Projekt „Zeugen der Zeit“

Interviews und Redaktion:
Dr. Almut Leh (Institut für Geschichte und Biographie)

Produktion:
Jennifer Dahlke, Alexander Reinshagen, Sascha Senicer (Zentrum für Medien und IT)

Texte:
Carolin Annemüller, Susanne Bossemeyer, Gerd Dapprich, Anja Wetter, Multimediale Umsetzung: Oliver Baentsch, Maren Volkmann (Dezernat 7 Hochschulstrategie und Kommunikation)

Fotos:
Jakob Studnar, Stefanie Loos, Archiv der FernUniversität

Plakate:
Gabriele Gruchot (Dez. 5 Technische Medienadministration)