Die Analyse der Sozialstruktur der modernen Gesellschaft ist ein Kernelement jedes Soziologiestudiums. Dieses Kernelement soll im vorliegenden Masterstudiengang mit Blick auf ein zentrales Merkmal moderner Sozialstrukturen – die Individualisierung der Gesellschaftsmitglieder – vertieft werden.
Überall in der Gegenwartsgesellschaft ist die Relevanz von Individualisierungsphänomenen
mit den Händen zu greifen – ob es um Arbeit oder Freizeit, Wohnen
oder Reisen, das Geschlechterverhältnis oder Kulturkonflikte, Religion
oder Medizin, Kunst oder Konsum geht. Dabei läuft Individualisierung keineswegs,
wie oft oberflächlich gemeint wird, auf eine Auflösung der Sozialstruktur
hinaus. Es handelt sich vielmehr um eine sozialstrukturell geprägte Individualisierung,
wie nicht nur am Fortbestehen von Einkommensdifferenzen und Ungleichheiten der
Bildungschancen deutlich wird.
Individualisierung ist ambivalent, für den Einzelnen ebenso wie für
die Gesellschaft. Auf Seiten des Einzelnen stehen mehr Selbstbestimmung und
Optionssteigerungen neben Bindungsverlusten, Orientierungs- und Sinnkrisen sowie
Entscheidungszwängen. Auf Seiten der Gesellschaft findet sich auf der Positivseite
der Bilanz vor allem, dass nur individualisierte Personen die hohe gesellschaftliche
Komplexität und Dynamik aushalten und mittragen können – insbesondere
auch durch kreative Beiträge zur Bewältigung von Problemsituationen
und Gestaltung der sozialstrukturellen Ordnung. Negativ ist allerdings zu bilanzieren,
dass Individualisierung mit Anspruchsinflationen an alle gesellschaftlichen
Leistungsbereiche einhergeht sowie eine Erosion integrativer Gemeinschaftsbezüge
mit sich bringt.
Diese komplexen Zusammenhänge zu erörtern, ist Gegenstand dieses Masterstudiengangs.