Die literarische Epoche vom jungen Goethe bis zur Wiener Moderne umfasst die Periode der Weltgeltung der deutschsprachigen Literatur, deren Grund in der Entschiedenheit und Radikalität ihres Beitrags zur Modernisierung europäischer Selbst- und Weltbilder liegt. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die romantische Bewegung, der aus französischer wie angelsächsischer Sicht mehr oder weniger auch die deutsche Klassik zugeschlagen wurde. Revolutionär sind Anspruch, Gestus und Inhalt dieser Literatur bei ihrem ersten Auftauchen, als revolutionär in der Kontinuität deutscher Geisteshaltungen gilt der sich antiromantisch gebende Romantizismus Heines und später Nietzsches und ihres jeweiligen literarischen Gefolges. Diese Literatur ist europäisch zu nennen, weil sie, aus europäischen Impulsen kommend, gesamteuropäisch rezipiert und produktiv angeeignet wird. Der antiromantische Impuls, der in Heines Formel vom "Ende der Kunstperiode" einen frühen Ausdruck findet, lebt das ganze 19. Jahrhundert hindurch von Nähe und Kontrast zum romantischen Weltbild; beide zusammen konstituieren das, was man die spezifisch ästhetische "Modernität" dieses Jahrhunderts nennen könnte.
Neben Wissenschaft, Industrie und Politik als den großen materiellen Modernisierungs-"Agenturen" des 18. und 19. Jahrhundert ist auch die moderne "Kultur" als ein wesentlicher Faktor der europäischen Moderne zu betrachten. Die ästhetische Kultur aber war und ist - bei aller Dynamik der Künste und Moden - im wesentlichen literarisch: Die Literatur vermittelte der Schicht der Gebildeten die Bilder und Weltbilder, die ihre Vorstellungswelt jenseits berufsspezifischer und lebensweltlicher Erfahrungen prägten und ihr Handeln im weiteren Sinn bestimmten. Das Modul demonstriert den Stellenwert literarischer Kultur im Zusammenhang der sich entwickelnden bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Es fügt sich damit einerseits in die Darstellung der Abfolge von Modernisierungsschritten, andererseits in die Vorstellung der Instanzen und Bereiche ein, deren Aus- und Umbildung insgesamt den Prozess der Formierung der europäischen Moderne bezeichnet. Es soll in der ersten Hälfte des dritten Studiensemesters (Vollzeitstudium) absolviert werden.
LG
Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medientheorie
Prof. Dr. Martin Huber
Tel.: 02331/987-2517
email: martin.huber
Wahlpflichtkurse (8 SWS sind zu wählen): | ||
04542 | Von der französischen zur deutschen Klassik | 4 SWS |
04442 | Geschichte der deutschen Lyrik I: Vom jungen Goethe bis zu Heinrich Heine | 4 SWS |
04535 | Heinrich von Kleist | 4 SWS |
34566 | Machtphantasien in der europäischen Literatur | 2 SWS |
04498 | Georg Büchner | 2 SWS |
04503 | Deutsch-jüdische Literatur II: Von Heinrich Heine bis zur Wiener Moderne | 2 SWS |
Hausarbeit, Klausur oder mündliche Prüfung
Wintersemester 2007/2008 | Termin | Anmeldeschluss |
Klausur | Freitag, 07.03.2008, 14-18 Uhr | 14.12.2007 |
Mündliche Prüfung | während des Semesters | 14.12.2007 |
Hausarbeit | während des Semesters | 14.12.2007 |
Sommersemester 2008 | Termin | Anmeldeschluss |
Klausur | Freitag, 05.09.2008, 14-18 Uhr | 16.06.2008 |
Mündliche Prüfung | während des Semesters | 16.06.2008 |
Hausarbeit | während des Semesters | 16.06.2008 |